Warum Radfahren in Dänemark mit Backpacking in Thailand mithalten kann
Irgendwann im Juni oder Juli, also eigentlich viel zu spät, habe ich begonnen mir Gedanken über meine Urlaubsplanung für die Semesterferien zu machen. Viel zu spät, weil es etwas Besonderes werden sollte. Die letzten Semesterferien bevor der Ernst des Lebens beginnt und man sich die wenigen Urlaubstage mit Bedacht einteilen muss. Das ist wohl der Zeitpunkt, an dem viele eine Weltreise unternehmen oder zumindest einen Monat Backpacking in Thailand machen. Ok, aber sowas sollte man vielleicht ein bisschen früher planen…
Also, was kann man tun, wenn man...
- ...zu spät dran ist, um günstige Flüge zu buchen oder eine Weltreise zu planen
- ...nicht viel Geld zur Verfügung hat
- ...die Semesterferien nicht auf Balkonien verbringen will
- ...es ein besonderer Urlaub werden soll
Die Antwort: Eine Fahrradtour durch Dänemark!
700km in drei Wochen: Was spricht für eine Fahrradtour?
Ok, mal ehrlich: Warum tut man sich so etwas an? Für eine
Strecke, die man mit dem Auto in ein paar Stunden fahren würde, strampelt man sich
tagelang ab, fährt bei Wind und Wetter durch die Pampa mit dem Fahrrad und wenig
Gepäck… Hört sich erst einmal nicht so glamourös an, aber: man ist viel an der
frischen Luft, man fühlt sich fit und frei und entschleunigt vom Alltagsstress,
man fährt am Meer entlang, durch Wälder, Felder, trifft nette und interessante
Leute, verliert vielleicht sogar seine Spinnenphobie, weiß endlich wieder wie
viel Wert ein warmes Essen, eine warme Dusche und ein Dach über dem Kopf ist,…
Zusammengefasst: Es macht glücklich!
Gedser – Møn - Kopenhagen
– Odense – Esbjerg:
Warum Dänemark?
Erst einmal denkt sich der eine oder die andere vielleicht: „Dänemark
ist doch total teuer“. Stimmt nicht. Erstens ist Obst und Gemüse zum Teil
sogar günstiger als in Deutschland und auch ansonsten sind die Preise zwar gehoben
aber noch im Rahmen. Tütensuppen und Co. kann man sich ja auch mitnehmen.
Außerdem kann man sich an jeder (!) Kirche in Dänemark und manchmal an Trinkwasserhähnen
seine Trinkflasche auffüllen (und auch auf‘s Klo gehen, sehr praktisch!). Und
die Übernachtungen? Gratis! In Dänemark ist die Infrastruktur für Radfahrer und
Wanderer unglaublich gut ausgebaut. Nicht nur, dass man in jedem Dorf an der
Kirche das Wasser auffüllen kann und eine saubere Toilette vorfindet, sondern
auch, dass man über das ganze Land verteilt kostenlose Übernachtungsplätze findet (oder
für maximal 20-30 Kronen, d.h. 3-4€). Das sind entweder Wiesen, auf welchen man
sein Zelt aufschlagen darf, meist mit Plumpsklo (aber da geht man oft besser in
den Wald…) und Trinkwasserhahn. Oder es sind sogenannte „Shelter“, d.h. kleine
Hütten, in welchen man es sich mit Isomatte und Schlafsack gemütlich machen
kann (am besten eine Plane einpacken, die hält den Wind ab und fungiert als
Sichtschutz). An so gut wie allen Plätzen gibt es außerdem Feuerstellen, oft mit
Grill. Manchmal gibt es sogar Duschen.
Die Gastfreundschaft der Dänen ist unglaublich und ich
glaube es gibt dort ein stilles Gebot, dass jeder jedem hilft. Einmal haben wir
Essen (Militärnahrung) geschenkt bekommen und ein anderes Mal wurde uns
frischer Bulgur mit Feta-Käse und Fenchelsalat ans Zelt gebracht. Wir haben
viele gute Gespräche geführt und viele Tipps bekommen. Es ist unglaublich, wie
freundlich und offen die Menschen dort sind.
Dazu kommt die schöne Landschaft. Dänemark ist grün, es gibt
viele Felder, Kühe, Schafe, Pferde und sogar Delphine, unglaublich viel
unbebautes Land, Wälder, Ostsee, Nordsee, Inseln, Strände, Brücken, süße
Städtchen, die Großstadt Kopenhagen und Häuser mit Schilfdächern (und an den
wenigen hässlichen Hafenstädten kann man ja schnell vorbei fahren..). Außerdem
ist Dänemark gar nicht so flach wie man denkt, sondern ziemlich hügelig (außer
auf Jütland, da ist es wirklich flach).
Wenn man dann noch Glück hat – so wie wir – übersteht man
drei Wochen in Dänemark auch mit nur 3 Regentagen.
Fazit: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Backpacking in
Thailand schöner ist als Radfahren in Dänemark. Auch wenn man nicht so weit weg fährt, erlebt man eine andere Kultur und Mentalität. Der Sternenhimmel, wenn
man allein im Nirgendwo ist, die frische Luft, das Meeresrauschen beim
Einschlafen und Aufwachen… das werde ich eine ganze Weile nicht vergessen. Es
hat also doch noch geklappt mit dem ganz besonderen Urlaub in den letzten
Semesterferien meines Lebens.
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