Negative Kritik & wie ich damit umgehe
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Bild: Daniel Burka
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Im Laufe unseres Lebens müssen wir uns viel Kritik anhören.
Diese Kritik kann positiv oder negativ sein, konstruktiv oder einfach nur
gemein. Vor allem wenn die Kritik gemein ist und sich gegen unsere
Persönlichkeit richtet, tut das weh. Egal wie „kritikfähig“ wir sind. Aber auch
wenn es konstruktive, negative Kritik ist, die sich auf etwas bezieht, das wir
geschaffen oder getan haben, kann das an uns nagen. Gerade wenn unser Herz
wirklich an einer Sache hängt, die negativ kritisiert wird, dann prallt die
Kritik nicht einfach von einem ab – zumindest ist das bei mir nicht so.
Momentan schreibe ich an meiner Masterarbeit und das ist
eine Zeit, in der man viel Kritik ausgesetzt ist. Und auch wenn mir klar ist,
dass diese Kritik gut gemeint ist, mich weiterbringt und nichts mit mir als Person
zu tun hat, denke ich zu viel darüber nach. Ich möchte auf diese Kritik auch
nicht verzichten, denn ohne sie kann ich mich nur schwer verbessern. In Gesprächen
mit anderen habe ich gemerkt, dass es nicht nur mir so geht. Bei vielen führt
Kritik zu Stress oder sogar zu schlaflosen Nächten.
In einer wunderbaren Podcastfolge zum Umgang mit negativer
Kritik von Laura Malina Seiler, die sich als „Mindful Empowerment Coach“
bezeichnet, habe ich eine schöne Geschichte hören dürfen, die mir den Umgang
mit negativer Kritik erleichtert hat. Weil ich jetzt ein bisschen entspannter
bin und hoffe, dass diese Geschichte das auch bei anderen erreichen kann,
möchte ich sie hier teilen.
Es ist eine schöne Metapher, die zeigt wie subjektiv Kritik
ist und, dass wir uns in den Kritisierenden hineinversetzen müssen, um seine
Sicht der Dinge zu verstehen. Die Kritik sagt häufig mehr über denjenigen aus, der kritisiert, als über denjenigen, der kritisiert wird. Als ich das verstanden hatte, hat für mich vieles
Sinn ergeben und ich denke nicht mehr so viel über Kritik nach. Ich weiß, dass
ich die Kritik nicht annehmen muss, sondern auch meine Gründe haben kann, warum
ich die Dinge so mache, wie ich sie mache. Wir können es ohnehin nie jedem recht
machen.
Ein Vater zog mit seinem Sohn
und einem Esel in der Mittagshitze durch die staubigen Gassen. Der Sohn führte
und der Vater saß auf dem Esel.„Der arme kleine Junge“, sagte
ein vorbeigehender Mann. „Seine kurzen Beine versuchen, mit dem Tempo des Esels
Schritt zu halten. Wie kann man nur so faul auf dem Esel sitzen, wenn man
sieht, dass das Kind sich müde läuft?”Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke
ab und ließ den Jungen aufsitzen. Es dauerte nicht lange, da erhob schon wieder ein Vorübergehender
seine Stimme: „So eine Unverschämtheit! Sitzt doch der kleine Bengel wie ein
König auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“ Dies tat
nun dem Jungen leid und er bat seinen Vater, sich mit ihm auf den Esel zu
setzen. „Ja, gibt es sowas?“, sagte eine alte Frau. „So eine Tierquälerei!
Dem armen Esel hängt der Rücken durch und der junge und der alte Nichtsnutz
ruhen sich auf ihm aus. Der arme Esel!“ Vater und Sohn sahen sich an, stiegen beide vom Esel herunter und
gingen neben dem Esel her. Dann begegnete ihnen ein Mann, der sich über sie
lustig machte: „Wie kann man bloß so dumm sein? Wofür hat man einen Esel, wenn
er einen nicht tragen kann?“ Der Vater gab dem Esel zu trinken und legte dann die Hand auf die
Schulter seines Sohnes. „Egal, was wir machen“, sagte er, „es gibt immer
jemanden, der damit nicht einverstanden ist. Ab jetzt tun wir das, was wir
selber für richtig halten!“ Der Sohn nickte zustimmend.
(Aus dem Buch „Der Kaufmann und der Papagei“ von Nossrat Peseschkian)

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