Negative Kritik & wie ich damit umgehe


Im Laufe unseres Lebens müssen wir uns viel Kritik anhören. Diese Kritik kann positiv oder negativ sein, konstruktiv oder einfach nur gemein. Vor allem wenn die Kritik gemein ist und sich gegen unsere Persönlichkeit richtet, tut das weh. Egal wie „kritikfähig“ wir sind. Aber auch wenn es konstruktive, negative Kritik ist, die sich auf etwas bezieht, das wir geschaffen oder getan haben, kann das an uns nagen. Gerade wenn unser Herz wirklich an einer Sache hängt, die negativ kritisiert wird, dann prallt die Kritik nicht einfach von einem ab – zumindest ist das bei mir nicht so.
Momentan schreibe ich an meiner Masterarbeit und das ist eine Zeit, in der man viel Kritik ausgesetzt ist. Und auch wenn mir klar ist, dass diese Kritik gut gemeint ist, mich weiterbringt und nichts mit mir als Person zu tun hat, denke ich zu viel darüber nach. Ich möchte auf diese Kritik auch nicht verzichten, denn ohne sie kann ich mich nur schwer verbessern. In Gesprächen mit anderen habe ich gemerkt, dass es nicht nur mir so geht. Bei vielen führt Kritik zu Stress oder sogar zu schlaflosen Nächten.
In einer wunderbaren Podcastfolge zum Umgang mit negativer Kritik von Laura Malina Seiler, die sich als „Mindful Empowerment Coach“ bezeichnet, habe ich eine schöne Geschichte hören dürfen, die mir den Umgang mit negativer Kritik erleichtert hat. Weil ich jetzt ein bisschen entspannter bin und hoffe, dass diese Geschichte das auch bei anderen erreichen kann, möchte ich sie hier teilen.
Es ist eine schöne Metapher, die zeigt wie subjektiv Kritik ist und, dass wir uns in den Kritisierenden hineinversetzen müssen, um seine Sicht der Dinge zu verstehen. Die Kritik sagt häufig mehr über denjenigen aus, der kritisiert, als über denjenigen, der kritisiert wird. Als ich das verstanden hatte, hat für mich vieles Sinn ergeben und ich denke nicht mehr so viel über Kritik nach. Ich weiß, dass ich die Kritik nicht annehmen muss, sondern auch meine Gründe haben kann, warum ich die Dinge so mache, wie ich sie mache. Wir können es ohnehin nie jedem recht machen. 
 
Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagshitze durch die staubigen Gassen. Der Sohn führte und der Vater saß auf dem Esel.„Der arme kleine Junge“, sagte ein vorbeigehender Mann. „Seine kurzen Beine versuchen, mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man nur so faul auf dem Esel sitzen, wenn man sieht, dass das Kind sich müde läuft?”Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Es dauerte nicht lange, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit! Sitzt doch der kleine Bengel wie ein König auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenherläuft.“ Dies tat nun dem Jungen leid und er bat seinen Vater, sich mit ihm auf den Esel zu setzen. „Ja, gibt es sowas?“, sagte eine alte Frau. „So eine Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch und der junge und der alte Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus. Der arme Esel!“ Vater und Sohn sahen sich an, stiegen beide vom Esel herunter und gingen neben dem Esel her. Dann begegnete ihnen ein Mann, der sich über sie lustig machte: „Wie kann man bloß so dumm sein? Wofür hat man einen Esel, wenn er einen nicht tragen kann?“ Der Vater gab dem Esel zu trinken und legte dann die Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Egal, was wir machen“, sagte er, „es gibt immer jemanden, der damit nicht einverstanden ist. Ab jetzt tun wir das, was wir selber für richtig halten!“ Der Sohn nickte zustimmend.
(Aus dem Buch „Der Kaufmann und der Papagei“ von Nossrat Peseschkian)
 

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