Selbstversuch: Ein Jahr ohne Shoppen - Zwischenbilanz nach drei Monaten
Bild: Priscilla Du Preez
Es gibt eine ganze Reihe von gängigen Verhaltensweisen, die als Ausgleich zu unserer Leistungsgesellschaft gesehen werden können - zum Beispiel Daily Vlogs auf Youtube anschauen, halbherzig wieder mit Pokémon Go anfangen und bei Zalando die Sale Section checken.
Während die ersten beiden Beispiele hier nicht näher beleuchtet werden sollen, habe ich seit Anfang des Jahres ein Problem mit dem Verständnis von Shoppen als Freizeitbeschäftigung. Denn anders als bei den meisten Beschäftigungen, die vor sich hin Dödeln einen Rahmen geben, hinterlässt Shoppen schließlich ein nennenswertes persönliches finanzielles Defizit und meistens auch noch recht negative ökologische und soziale Folgen.
Wahrscheinlich war ich gerade von einer ausschweifenden Abwägung bezüglich einer fair produzierten und allseits einsetzbaren Handtasche oder ähnlichem genervt, als ich auf diesen Artikel stieß: Ein Jahr keine neue Kleidung kaufen: von der Challenge zur Lebensphilosophie. Darin beschreibt die Autorin ihre unter'm Strich positiven Erfahrungen nach einem Jahr ohne das Kaufen von Kleidung. Nachdem ich den Artikel auf meiner Timeline gelikt und geschätzte zehn Sekunden vor mich hin sinniert hatte, war klar: Probier' ich auch mal!
Das war heute vor genau drei Monaten. Und ohne allzu genau auf die überwiegenden Vorteile dieser Entscheidung einzugehen (mehr Zeit!, mehr Geld!, mehr Fokus für persönliche Projekte!), möchte ich in dieser Zwischenbilanz zwei Punkte erläutern, die mir dabei besonders aufgefallen sind.
Was gilt als Shoppen?
Meine Zielsetzung für das nächste Jahr war tatsächlich mit dem meisten Reflektieren verbunden. Wie kann man das Shoppen von Kleidung von anderen Konsumarten abgrenzen? Muss ich, wenn ich mich vom Erwerb von Bekleidung im engsten Sinn lossage, auch auf Schuhe und Taschen verzichten? Was ist mit einer neuen Handyhülle?
Indem ich versuchte, hier eine Grenze zu ziehen, wurde mir erst richtig bewusst, welchen Anteil der Erwerb von Dingen in meinem Alltag hat. Ich zog sie schließlich für den Anfang mal bei am Körper getragenen Textilien, die gegen Geld erworben werden. Geschenkte Kleidung oder getauschte Kleidung wie zum Beispiele bei Kleider Tausch Parties gehen in Ordnung. Interessant fand ich, dass ich in den letzten Monaten nicht einmal Schuhe, Taschen oder Accessoirs gekauft habe, obwohl ich es "gedurft" hätte, weil ich einfach nicht mehr bummeln oder Online-Shops durchscrollen war.
Wie kann es sein, dass man alle drei Monate neue Kleidung braucht?
Die erste Challenge an meinen Konsumverzicht kam mit der naturgegebenen Überschreitung der 20 Grad-Marke. Erst erfreute ich mich wie im Spätwinter noch an Komplimenten für Kleidung, die ich meiner Umwelt schon länger vorenthalten hatte. Dann rührte sich aber das Bedürfnis nach neuen Sommerblusen und -kleidern.
Das hielt allerdings nur solange an, bis mir bewusst wurde wie maßlos übertrieben dieses Konsum- und Ausdrucksbedürfnis ist. Denn nein, ich muss nicht allen auf textile Art und Weise zeigen, wie sehr ich mich in den letzten paar Wochen stilistisch weiterentwickelt habe.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
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